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1. Leitfaden der Weltgeschichte für die höheren Classen evangelischer Gymnasien und Realschulen, sowie zum Privatgebrauch für Lehrer und für Gebildete überhaupt - S. 129

1859 - Lübeck : Rohden
X. K. 8. Athen'- Fall (404). 129 unnachahmlichen weltberühmten Bildsäulen des Zeus und der Athene, ungetröstet von allen seinen Weisen und Rednern und Dichtern und Philosophen, den Göttern und den Staatsmännern fluchend, die dies Elend über sie gebracht, bereitete mit ungescheutem Frevel sich noch die letzte Lebenslust, oder starb in dumpfer Empfindungslosigkeit dahin. §. 8. Athen's Fall (404). Wiewohl Griechenland sich des persischen Jochs erwehrt und vorerst die Gefahr von sich abgewandt hatte, in das sklavische, sitten- lose, sinnlich beschränkte genußsüchtige Treiben des Orients mit hin- eingezogen zu werden, wiewohl die Griechen selber bereits den Spieß umgedreht und mit fortschreitendem Erfolg gegen ihre Angreifer gewendet hatten, so fehlte doch noch viel, daß sie das asiatische Weltreich hätten bezwingen und die Weltherrschaft an sich reißen können. So lange das kleinlich eifersüchtige Städtewesen sie in beständiger Spannung und feindlicher Erregung getrennt hielt und ihre Waffen gegen die eignen Brüder kehrte, konnten sie nimmermehr als erobernde Macht auftreten. Sollten sie aber das, so mußten alle die reichen Kräfte, die sie bisher während ihrer Vereinzelung frei entfaltet und geübt hatten, in ein anderes Gefäß umgegossen und unter eine monar- chische Einheit gebracht, also die stolze Herrlichkeit der einzelnen übermächtigen und sich abschließenden Städte mußte zerbrochen wer- den. Damit wurde der Anfang gemacht in dem sogenannten pelo- ponnesischen Kriege. So wie sich der Herr im Orient des einen Reichs wider das andere bediente, um dessen Hoffart und überreifen Hochmuth zu strafen und seiner Vermessenheit ein Ziel zu setzen, so gebrauchte Er in Griechenland eine Stadt und einen Volksstamm wider die anderen, und zwar zuerst die Spartaner und chre Bun- desgenossen, um den unerträglich gewordenen Uebermuth der Athe- ner zu brechen, die in Eitelkeit trunkene Stadt zu ernüchtern und ihre weitgreifende Macht für immer zu vernichten. Bei der schon lange glimmenden verzehrenden Eifersucht der beiden Städte gegen einan- der bedurfte es nur eines unbedeutenden Anlasses, um den verderb- lichen 27jährigen Krieg herbeizuführcn, der mit der völligen lieber- Windung Athen's im Jahre 404 endete. Anfangs schien sich der Kampf in unbedeutenden Verheerungen und kleinen Gefechten hinzie- hen zu wollen, und nach zehnjähriger Kriegführung ohne bedeutende Thaten und Erfolge durch den sogenannten Frieden des Nikias zu Ende zu kommen. Als aber in Athen der durch seine Tugenden wie durch seine Laster gleich gefährliche Alcibiad es, das Musterbild damaliger athenischer Sinnesart, in eben so gewandter als gewifsen- v. Rohden, Leitfaden. 9

2. Leitfaden der Weltgeschichte für die höheren Classen evangelischer Gymnasien und Realschulen, sowie zum Privatgebrauch für Lehrer und für Gebildete überhaupt - S. 131

1859 - Lübeck : Rohden
X. §. 9. Weitere Schwächung Griechenlands Sparta's Abnahme. 131 lagen sianden auf schwachen Füßen. Die Unsterblichkeit der Seele ' war ihm mehr nur eine Hoffnung als ein tröstender Glaube. Liebe, Vertrauen und Dankbarkeit wollte er der Gottheit gezollt wissen; aber seine Gottheit war ein bloßes Gedankending, denn den wahren Gott kannte er nicht und die Volksgötter achtete er für bloße Gebilde der irregeleiteten Phantasie. Deshalb hieß es auch gegen ihn, wie 400 Jahre später gegen den Apostel Paulus aus dem Areopag zu Athen: es stehet aus, als wollte er neue Götter verkündigen; und er ward zum Tode verurtheilt. Ein kleiner Kreis von Schülern und Verehrern pflanzte nicht bloß die Samenkörner göttlicher Wahrheit, die sie in den sokratischen Unterredungen empfangen hatten, fort, sondern entwickelten ste zu noch viel größerer Kraft und Klarheit, so daß Plato's und Aristoteles' philosophische Systeme gar Vielen noch'in späterer Zeit die Brücke zur reinen christlichen Erkenntniß wurden. Die Masse aber des Volks, wiewohl durch den traurigen Ausgang des Kampfes etwas erschreckt und beschämt und von ihrer thörichten Demokratie und Ochlokratie etwas zurückgcbracht, war doch unfähig und auch unwillig, in solche philosophische Gedankenreihen einzugehen, und ermangelte der sittlichen Kraft, um den inwendigen bösen Feind ihres Gemeinwesens siegreichzu bekämpfen. So erging es ihnen denn, wie S o kra t es ge» weissagt hatte, nämlich daß nach seinem Tode viel schärfere Ruthen über sie kommen würden, als sie an ihm gehabt hätten. 9, Weitere Schwächung Griechenlands. Sparta's Abnahme. Nach der Demüthigung Athen'ö war Sparta das unbestrittene Haupt von ganz Griechenland. Aber es war nicht das alte Sparta mehr. Durch den Krieg selber war es auf Wege geführt worden, welche seinen heimischen altehrwürdigen Einrichtungen durchaus zu- wider waren. Es hatte Flotten ausrüsten, Miethstruppen anwerben, Geldmassen in Umlauf setzen, Gesandtschaften absenden und Bünd- nisse mit fremden Völkern, sogar mit den Persern abschließen müssen, und trat jetzt ungescheut die von Athen überkommene Erbschaft an, nämlich Handelsverkehr und Seeleben, Lurus und Ueppigkeit, Demo- kratie und Weiberherrschaft, übermüthige Behandlung der Bundesge- nossen und trotziges Streben nach tyrannischer Alleinherrschaft und nach Ausbreitung seiner Macht und seines Ruhmes in fremden Län- dern. Da in Griechenland sich für den Augenblick Alles vor Spar- ta's Uebermacht beugte, so nahm es zunächst die seit Kimon'ö Tode ruhenden Kriege gegen Persien wieder auf. Eben schien sich in dem großen Weltreich eine treffliche Gelegenheit zu kriegerischen Unterneh- mungen aufzuthun. Gegen den Artarerres Ii. hatte sich sein Bru- der, der jüngere Cyruö, empört und warb griechische Hülfstruppen an. Der Spartaner Klearchos begleitete ihn mit 13,000 Mann 9'

3. Leitfaden der Weltgeschichte für die höheren Classen evangelischer Gymnasien und Realschulen, sowie zum Privatgebrauch für Lehrer und für Gebildete überhaupt - S. 132

1859 - Lübeck : Rohden
132 X. §. 9. Weitere Schwächung Griechenlands. Sparta's Abnahme. auf seinem Zuge von Sardes nach dem Eufrat. Er siegte auch wirk-, lich in der großen Schlacht bei Cunara, 400. Aber alle Früchte des Sieges gingen verloren, da die asiatischen Truppen des Cyrus nicht Stand hielten, und er selbst im Kampf erschlagen wurde. Auch Klearchos fiel durch Verrath, und den Griechen blieb nichts Anderes übrig, als sich unter der Führung des Len op hon mitten durch die feindlichen Völker und Provinzen durchzuschlagen, bis sie wieder in griechische Gebiete kamen. Daß ihnen solch ein Rückzug gelingen konnte, lieferte den Griechen den augenscheinlichsten Beweis von der großen Schwäche des persischen Reichs und reizte desto stärker zu neuen Kriegszügen in Asien. Daher sehen wir gleich darauf den Spartanerkönig Agesilaus an der Spitze eines auserlesenen Grie- chenheeres siegreich in Klein-Asien Vordringen mit der ausgesprochenen Absicht, den Perserkönig selber im Mittelpunkt seines Reiches aufzu- suchen und zu stürzen. Aber hier zeigte es sich wieder, daß Griechen- lands damaliger Zustand und Verfassung keine größeren Eroberungen und Kriegsunternehmungen in fremden Ländern gestattete. Hinter dem Rücken des Agesilau s, in Griechenland selber hatten die geschickten Unterhandlungen der Perser plötzlich den Krieg gegen Sparta auge- sacht, in dessen Folge nicht bloß der Siegeslauf des Agesilaus ge- hemmt, sondern etwas später sogar die stolze Herrlichkeit der Spar- taner völlig zu Boden gestürzt wurde. Die Feinde, die sich Sparta durch sein tyrannisches Benehmen unter den kleinen Staaten in Griechenland gemacht und die jetzt durch persische Versprechungen und Gelder desto stärker aufgeregt waren, hat- ten siw um das aufstrebende Theben gesammelt, welches länger und entschiedener als die meisten übrigen dem weichlichen und genußsüchti- gen Wesen der spätern Griechenzeit Widerstand geleistet und eben jetzt sehr fähige Führer und Oberhäupter hatte. Der erste Versuch gegen Sparta mißlang jedoch. In der Schlacht von Koronen be- hatiptete der aus Asien herbeieilende Agesilaus noch einmal das Felo (394). Aber schlimmere Feinde waren den Spartanern schon in ihrer eignen Mitte emporgekommen. Ehrlosigkeit und weichliche Ge- nußsucht riethen durch den Mund des schlauen und auf Agesilaus' Kriegsruhm eifersüchtigen Antalkidas, vor allen Dingen mit den Persern Frieden zu schließen, die nach des Agcsilauö Abzug aus Klein-Asien die spartanische Flotte gänzlich gefthlagen und vernichtet hatten. So kam der antalkidische Friede zu Stande, der schimpf- lichste, den Griechenland noch je geschlossen hatte. Ganz Klein-Asien mit allen griechischen Städten und den nächstgelegenen Inseln sollte wieder unter das persische Joch zurückkehren. Dagegen sollten alle Waffeneinigungcn und Vundesgenossenschasten in Griechenland aufge- löst und alle griechischen Staaten und Städte vereinzelt werden. Sparta

4. Leitfaden der Weltgeschichte für die höheren Classen evangelischer Gymnasien und Realschulen, sowie zum Privatgebrauch für Lehrer und für Gebildete überhaupt - S. 134

1859 - Lübeck : Rohden
134 X. §. 11. Hetvortveten Makedoniens. verderbniß ausübten, kann man an der kurze» Blüthe des thebanischen Staatsweseus deutlich wahrnehmen. Während sonst die Thebaner wie alle Böotier als derbe und träge Genußmenschen galten, waren in der eben geschilderten Zeit (380—360) etliche philosophisch gebildete Staatsmänner an ihre Spitze getreten, und zogen ihre Landsleute durch die Kraft ihres imponirenden Geistes, durch Rede und Beispiel und glückliche Thaten in eine Bewegung und Thätigkeit hinein, die ihnen sonst ganz fremd war. An der Spitze dieses philosophischen Kreises standen Epaminondas, der Sieger von Leuktra und Mantinea, und Pelopidas, der Bezwinger Thessaliens. Durch die mathematische Moral der pythagoräischeu Philosophie hatten beide, besonders Epa- nlinondas sich zu republikanischen Tugendhelden ausgebildet. Als solche hüteten sie sich nun zwar vor offenbaren schändlichen Lastern und traten dadurch in einen sehr auffallenden Gegensatz mit den Sitten des allgemeinen 93oif§ie6en3. Aber so weit reichte ihre Tugendhaftigkeit doch nicht, daß sie in allen Punkten den Gesetzen des Staates gehor- sam, den bestehenden Verträgen getreu, dem Vaterland ganz ergeben, den Göttern unterthänig gewesen wären. Ueber die Befehle der Obrig- keit, über die geschworenen Eide, über die Ehre und das Wohl des Vaterlandes, über die heilige Scheu vor den gottgeweihten Gegenstän- den setzten sich diese Männer leicht hinweg, wenn die augenblickliche Zweckmäßigkeit nach ihren eignen Begriffen cs zu fordern schien. De- müthigte sich doch Pelopidas in unanständiger Weise vor dem Throne des Perserkönigs, und setzte doch Epaminondas den Befehlen seiner Obrigkeit eigenwilligen Trotz und Ungehorsam entgegen, ja erklärte er doch sogar den Teinpelraub für erlaubt und gut. Dasselbe war aber bei allen damaligen Philosophen und Philosophenschülern der Fall. Im Gegensatz zu der Gemeinheit und Lasterhaftigkeit der ganzen Umgebung erscheinen sie als Lichter, mitten unter dem verkehrten Ge- schlecht. Aber wie dtinkel und trübe war der Schein, der von ihnen ausging! Und wie viel Anlaß zu noch größerer Verirrung gaben manche philosophische Schüler, z. B. die skeptische Schule der Eleaten, die kynische Schule des Antisthenes und Diogenes, die kyre- näische, später epikurische Schule des Aristipp, welcher eine Kunst des Genießens lehrte, durch welche der Glückseligkeit kein Eintrag ge- schehen sollte. Dergleichen Lehren mußten jedoch durch die erschrecken- den Resultate, zu denen sie führten, am Ende auch auf eine schließliche Wendung zu der Wahrheit die aus Gott ist, hindrängen. §. 11. Hervor treten Macebo niens. Gegenüber der herrlich gereiften künstlerischen und philosophischen Bildung Griechenlands erschien das Volk, welches dem kleinlichen politischen Treiben der sich selber bekämpfenden Griechen ein Ende machen und sie zu einer hohem Aufgabe hinüberlenken sollte, zu- nächst als roh, unwissenschaftlich und gemein. Die Macedonier, obgleich stammverwandt und ihr Geschlecht aus dieselben Urväter zu-

5. Leitfaden der Weltgeschichte für die höheren Classen evangelischer Gymnasien und Realschulen, sowie zum Privatgebrauch für Lehrer und für Gebildete überhaupt - S. 136

1859 - Lübeck : Rohden
136 X. §.11. Hervortreten Makedoniens. nicht beeinträchtigt oder angegriffen wissen; er sollte Raum behalten zu allen den wohlthätigen Unternehmungen, die man von ihm zu er- warten habe. Nicht minder trat, durch persönliche Gunstbezeugungen gewonnen, der große Redner Aeschines zur Partei des Philipp über. Alle diese Leute und ihre Anhänger hatte Philipp durch sein einschmeichelndes Betragen und seine heuchlerische Zunge vollstän- dig geblendet, und sie halfen dann wieder alles Volk in Schlaf lullen, und riefen Friede, Friede, wo doch nur durch Aufbietung aller Kräfte der Fortbestand der griechischen Freiheit noch aufrecht zu halten und zu sichern war. Zwar auch dies Mal blieb Athen und ganz Griechenland nicht un- gewarnt. Dein großen Hänfen der von Philipp besoldeten Volks, redner gegenüber war der größte Meister der Redekunst anfgetreten, Demosthenes, der mit klarem Blick die Lage der Dinge übersah, mit unwiderleglicher Wahrheit sie dem Volke vorlegte und die Unter- jochung Griechenlands als ganz gewiß und unausbleiblich verkündigte, wenn man sich nicht aufraffe ans der dumpfen Trägheit und schwel- gerischen Sicherheit, und ihm entgegcntrete, so lange es noch Zeit sei. Aber wie Jeremias von den Inden, so wurde Demosthenes von den Griechen verspottet, und Jedermann versicherte noch mit den Freunden und Werkzeugen des Philippus: „es ist Friede und hat keine Gefahr," während das Verderben ihnen schon im Nacken saß. Dreinnddreißig griechische Pflanzstädte an der macedonischen Küste unterwarf und zerstörte Philipp, ohne daß die Mutterstädte sich ernstlich darum bekümmerten; Thessalien eroberte er, ohne daß ein griechischer Staat es ihm gewehrt hätte; die Eingangspforte nach Grie- chenland, die Thermopylen, besetzte er, ohne daß die griechischen Ge- sandten, die wegen Friedensunterhandlungen bei ihm waren, ihn darin gestört hätten; die tcmpelränberischen Phocier, die zehn Jahre lang die reichen Tempelschätze zu Delphi geplündert und mit dem Raub große Söldnerheere unterhalten hatten, um alle Nachbarstaaten zu plündern, überwand und strafte und zerstreute er, ohne daß Jemand es für nöthig fand, andere unschuldige Staaten gegen eine gleiche Behandlung des Königs zu schützen. Er setzte sich in Lokri fest, er legte seine Be- satzungen hier und da in griechische Städte hinein und Niemand wehrte es ihm. Endlich als Demosthenes es mit den unwiderleglichsten Beweisen darthat, daß des Königs Absicht auf nichts Geringeres als auf die allmälige llnterjochnng aller griechischen Staaten gerichtet sei, entschloß man sich noch einmal zum Kriege. Sechs oder sieben am nächsten von den macedonischen Heeren bedrohte Städte schlossen ein Bündniß, und wagten den Entscheidungskampf bei Chäronea in Böotien 338. Aber die Phalanx des Macedonierkönigs trug den Sieg davon. Mit der einst so hoch gepriesenen griechischen Freiheit war es auf immer vorbei. Philipp erklärte sich selber mit Zustim- mung sämmtlichcr eingeschüchterten Griechen zum Oberfeldherrn deö gesammten Griechenlands mit unbeschränkter Gewalt, unter der feier- lichen Zusage, alsobald mit ihnen den Feldzug gegen Persien zu eröff- nen. Der Hinweis auf neue kriegerische Ehren und große Beute war

6. Leitfaden der Weltgeschichte für die höheren Classen evangelischer Gymnasien und Realschulen, sowie zum Privatgebrauch für Lehrer und für Gebildete überhaupt - S. 199

1859 - Lübeck : Rohden
Xiv. §. 2. Ausbreitung der Römerherrschaft bis Klein-Asien (190). 199 diesem eigenmächtigen Schalten der Römer in Griechenland nicht ru- hig zusehen. Schon war er auf dem Wege, um seinem Freund und Bundesgenossen zu helfen. Anfangs stutzig gemacht durch die ent- gegengesandten Warnungen und Befehle der Römer, machte er sich nach ihrem Abzüge aus Griechenland dennoch aus Asien herüber, schien Lilles in Bewegung setzen zu wollen, um die Römer und deren Freunde zu bekämpfen, zog sich dann aber feig und unbesonnen vor ihnen wieder nach Klein-Asien zurück und erlitt dort bei Magnesia 190 die gewaltige Niederlage (Dan. 11, 18), welche auf lange Zeit hinaus die Gestalt des vordern Asiens änderte und die Römer zu Schiedsrichtern des gesummten Orients machte. Wie hoch nothwendig es den hellenistischen Völkern war, einmal wieder eine mächtige Herrscherhand über sich zu fühlen, ergiebt sich sehr bald aus der Beobachtung der unaufhörlichen elenden Zänkereien und aufreibenden Kriege, welche die kleinen Freistaaten und Bundesstaaten des eigentlichen Griechenlands und die kleinen Könige des vordern Klein-Asiens, nicht minder die Beherrscher der mächtigeren Reiche mit einander führten. Die ganze Geschichte dieser einst so gesegneten Län- der und gesittigten Völker besteht aus einer Reihe zweckloser Fehden, Verräthereien und Treulosigkeiten. Wohl wird unter den Griechen noch Einer genannt, der ein ehrenwerthes Andenken verdient: Philo- pömen, „verletzte Grieche", der Feldherr der achäischen Bundesstaaten. Aber um so kläglicher und schwärzer erscheinen um ihn her die Gestal- ten seiner Zeitgenossen, des rohen Räuberfürsten Machanidas zu Sparta, und seines noch unwürdigern, despotischen Nachfolgers Nabis, ferner des haltlosen Philipp von Makedonien und des in schwelge- rische Ueppigkeit versinkenden Antiochus. Hannibal war zu dem Letztern gekommen, vertrieben aus seiner Vaterstadt. Er suchte nicht bloß Zuflucht bei ihm, sondern auch Gelegenheit, sein Rachewerk gegen die Römer noch ferner zu üben. Er wollte den Antiochus bereden, da er nun einmal zum Krieg gegen die Römer entschlossen sei, sie nicht in Asien zu erwarten, sondern sie sofort in Italien und Griechenland anzugreifen. Aber zu so kühnen Plänen konnte sich der unentschlossene Mann nicht erheben. Von Italien mochte er gar nichts hören, höch- stens nach Griechenland wollte er seine Truppen führen und dort die Bundesgenossen der Römer bekämpfen. Er kam auch nach Griechen- land, aber nicht um zu kämpfen, sondern um zu schwelgen, verlor die kostbare Zeit mit Festen und wollüstigen Gelagen, ließ sich von den Römern überraschen und floh in größter Uebereilung, mit Preisgebung seiner festen Plätze auf europäischem Gebiet, wieder nach Asien zurück. Daß ihm die Römer auch dorthin folgen würden, scheint er kaum für möglich gehalten zu haben. Aber den Römern war der Weg nicht zu weit. An der Spitze der siegreichen Legionen drang Scipio, des afrikanischen Scipio Bruder, über den Hellespont nach Klein-Asien hinein. Der schmeichlerische König Eumenes von Pergamum, der

7. Leitfaden der Weltgeschichte für die höheren Classen evangelischer Gymnasien und Realschulen, sowie zum Privatgebrauch für Lehrer und für Gebildete überhaupt - S. 119

1859 - Lübeck : Rohden
X. §. 3. Sitte und Religion der Griechen, 119 das Alles bildete ein hochgkprü'senrs Gemeingut aller Griechen, wel- ches der Vater mit Stolz auf seine Kinder vererbte, und bei dessen Erwähnung jeder Grieche sich gehoben fühlte; denn es waren seine Vater, die solche Thaten gethan, und seine Sänger, die solche Lieder gedichtet. 2) Die festlichen Vereinigungen bei den heiligen Festspielen (besonders den olympischen, pvthischen, nemeischen, isthmischen Spielen), welche alle vier oder alle zwei Jahre gefeiert wurden und alle Grie- chenvölker zu den Wettkämpfen herbeilockten, wo „Viele in den Schran- ken laufen, aber Einer erlangt das Kleinod" (I Cor. 9, 21). Hier fühlten sich die Kämpfer und Zuschauer aus ganz Griechenland und aus den Colonieen als eine große Einheit, und keinem Nichtgriechen war es verstattet, an diesen Festspielen Theil zu nehmen. 3) Die an diese religiöse Gemeinschaft sich anschließenden Verbindungen und Bünd- nisse der einzelnen Staaten unter einander, indem etwa zwölf oder mehr Stamme oder Städte zusammentraten und einen Bundesrath wählten, durch welchen die gemeinschaftlichen Angelegenheiten geleitet und etwaige Streitigkeiten geschlichtet wurden. Der bedeutendste und umfassendste Bundesrath war der Amphiktyonenrath zu Delphi, dem sich allmälig alle Stämme anschlossen, aber nicht zur Berathung und Beschluß- fassung über auswärtige politische Angelegenheiten, sondern nur über innere, namentlich religiöse Verhältnisse. Delphi mit seinem hoch- berühmren Apolloorakel und mit seiner klugen und verehrten Priester- schaft konnte im Laufe der Zeit als der religiöse Mittel-und Einigungs- punkt Griechenlands gelten. Wo aber zum Schuh oder Angriff nach außen hin Waffen- und Bundesgenossenschaften aufgerichtet wurden, da trat gewöhnlich ein einzelner Stamm, Stadt oder Staat an die Spitze der Verbindung und erlangte die Hegemonie, die Führerschaft, durch welche die Einheit wesentlich gefördert wurde. Endlich 4) die Volks- religion, welche, von den einfachen Anschauungen der Pelasger aus- gehend, sich allmalig zu einem höchst phantasiereichen Sagenkreise mit mannigfaltigen Cultusformen ausgebildet hatte, dehnbar genug, um die tiefsten philosophischen Begriffe in sich aufzunehmen, und zugleich dem gewöhnlichen Verstandniß des gemeinen Mannes eine reiche Aus- wahl von Schutzgottheiten und Götterscenen darbietend, die dem leicht beweglichen Geist willkommene religiöse Haltpunkte gewährten. Wie das Land und Volk der Griechen ein Land und Volk der Schönheit war, so war auch ihre Religion eine Religion der Schönheit. Alles, waö sich ihnen Schönes, Lockendes, Anmuthiges, Erhabenes darstellte, verwandelte sich ihnen in eine Göttergeftalt. Die schöne männliche und weibliche Leibesbildung, die Majestät, die Kraft, die künstlerische Fertigkeit, die Liebe, die Ehe, die Jugend, die Weisheit, die Dichtkunst

8. Leitfaden der Weltgeschichte für die höheren Classen evangelischer Gymnasien und Realschulen, sowie zum Privatgebrauch für Lehrer und für Gebildete überhaupt - S. 133

1859 - Lübeck : Rohden
X. §. 10. Theben's kurze Herrlichkeit. 133 suchte nämlich die immer mächtiger werdende Verbindung der thebani- schen Bundesgenossen zu zerstören, und um diesen Zweck noch sicherer zu erreichen, warf es durch schändlichen Verrätst spartanische Kriegsvöl- ker in die Burg von Theben. Qtber hier gruben sie sich selber ihr Grab. Eine Verschwörung brach aus. Die Spartaner und ihre Freunde wurden verjagt, und in dem sich daran reihenden Kriege wur- den die Spartaner durch die Schlachten bei Tegyra, Leuktra und Mantinea dermaßen geschwächt und gedemülhigt, daß ihr politischer wie ihr moralischer Einfluß gleichermaßen zu Grunde ging. §. 10. Theben's kurze Herrlichkeit. Für den Augenblick schien es, als wenn Theben jetzt dieselbe Rolle übernehmen sollte, welche bis dahin Athen und Sparta in Griechenland gehabt. Aber nicht dazu war eö von dem Herrn be- stimmt. Es sollte zunächst nur der Hammer sein, welcher Sparta's stolzen Eigensinn und damit die letzte Burg griechischer selbstsüchtiger Vereinzelung und Sonderbestrebungen zerschlug, und zu gleicher Zeit die Hand, welche ein jetzt frisch hervortauchendeö, zu großen Dingen bestimmtes Volk hervorzog und auf den Schauplatz führte. Ganz leise und wie hinter dem Vorhang hatte sich Gott bisher das macedo- nische Volk zubereltet, um sämmtliche durch die Auflösung der griechi- schen Einzelstaaten und Waffeneinigungen in Fluß gebrachte Kräfte Grie- chenlands in einen festen monarchischen Nahmen zu fassen und auf diese Weise aus Europa nach Asien hinüberzuführen und dann in einem breiten Strome über die sämmllichen Länder der altorientalischen Cultur zu ergießen. Dadurch sollten dann die Vorbereitungsarbeiten für das Kom- men des Reiches Gottes einen wesentlichen Schritt gefördert werden. Das macedonische Volk war durch Thessalien von den eigent- lich hellenischen Staaten getrennt. In Thessalien aber hatte ge- rade jetzt Theben durch Bekämpfung eines von allen Fürsten Thessalien's gehaßten und verabscheuten Oberherrn großen Einfluß erworben. Da nun gerade während der Anwesenheit des theba- nischen Feldherrn Pelopidas mit seinem Heere in Thessalien eine Thronstreitigkeit in Macedonien zu schlichten war, so geschah es, daß Pelopidas aus dem Nachbarlande zum Schiedsrichter her- beigerufen wurde. Er schlichtete den Streit, und zur Bürgschaft für das Wohlverhalten des neu eingesetzten Königs brachte er dessen jüngsten Bruder Philippus mit nach Theben, um wider seinen Willen den jungen macedonischen Prinzen zum künftigen Bezwinger des gesummten Griechenlands zu erziehen. Wie stark die Gegenwirkung war, welche die philosophischen Lehren und Systeme gegen die allgemein verbreitete Zuchtlosigkeit und Sitten-

9. Leitfaden der Weltgeschichte für die höheren Classen evangelischer Gymnasien und Realschulen, sowie zum Privatgebrauch für Lehrer und für Gebildete überhaupt - S. 135

1859 - Lübeck : Rohden
X. §. 11. Hervortreten Makedoniens. 135 rückführend, galten den Griechen von Alters her als Barbaren. Aber die macedonischen Könige hatten schon seit geraumer Zeit durch zahlreiche Canäle den Ueberfluß griechischer Bildung in ihr Land zu leiten versucht, und besonderes durch die vielen griechischen Pflanz- städte an den macedonischen Küsten war es ihnen gelungen, das ma- cedonische Volk zur Nacheiferung und zur Theilnahme an den Vor- theilen griechischer Einrichtungen und Culturmittel zu bewegen. Aber an Einfachheit und Reinheit der Sitten, an ungebrochener Naturkraft, an jugendlicher Frische und nationaler Begeisterung standen diese halbgebildeten Macedonicr noch hoch über den Griechen, als Phi- lipp die Regierung antrat. Alles, was er in Griechenland für die Hebung seines Königreichs lernen konnte, hatte er während seines neunjährigen unfreiwilligen Aufenthalts in Theben mit schnellem Fassungsvermögen treulich gelernt. Aber er hatte mit scharfem Blick auch die Blößen Griechenlands ausgespäht und wußte mit seinem großen Herrschertalent die Kräfte seines Landes und Volkes schnell zu einer für Griechenland gefährlichen Höhe zu steigern. Nicht mit stürmischer Hast, sondern langsam, vorsichtig und verdeckt ging er seinem Ziele entgegen. Die Befürchtungen der Griechen wußte er einzuschläfern. Durch kluge Benutzung der Umstände wußte er sich als Bundesglied in ihre Mitte einzudrängen, dann sich an die Spitze der Waffengenossenschaften zu stellen, sich als Retter vor den räube- rischen Söldnerheeren der tempelplündernden Phocenser zu erweisen, und endlich, da Alles wohl vorbereitet war, durch die Schlacht bei Chäronea (338) sich die unbestrittene Oberherrschaft über alle grie- chischen Staaten zu sichern. In jeder namhaften griechischen Stadt hatte Philipp sich eine einflußreiche Partei gewonnen, die seine Pläne unterstützte und alle feine Unternehmungen in das günstigste Licht stellte. Die griechischen Redner und Staatsmänner waren schon leicht käuflich und die Gold- minen Thraciens, die Philipp an sich gebracht, boten so reiche Mittel der Bestechung, daß auch die bestverschlossenen Thüren sich seinem Golde endlich öffneten. Auch dann, wenn seine feindlichen Absichten schon offen zu Tage lagen, fanden sich noch Redner und Volksführer, die dem Volke Sand in die Augen zu streuen und die offenbare Wahr- heit zu Philipv's Gunsten zu verdrehen sich bemühten. So war der einflußreiche Redner Philokrates in Athen stets zum Dienst des Macedonierkönigs bereit. Ihm zur Seite standen andere treffliche Redner, kurzsichtige Männer, die, von aufrichtiger Bewunderung für Philipp's Thaten hingerissen, ihm wirklich nur große und edelmü- thige Absichten zufchrieben. Auch Phocion, der tugendhafte und uneigennützige Feldherr der Athener, wollte durchaus den Philipp
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